Geschichte vom 12. Jahrhundert bis 19. Jahrhundert
Wenings, im Jahre 1187 erstmals urkundlich in einem Besitzverzeichnis der Johanniter zu Nidda erwähnt, ist aus Ansiedlungen in der Zeit zwischen 400 bis 800 n. Chr. entstanden. Von der Wetterau aus, die wegen ihres fruchtbaren Bodens schon vor der Römerzeit besiedelt war – und wie wir heute wissen, mit der Keltensiedlung auf dem Glauberg eine zentrale Funktion für unsere Gegend hatte – zogen die ersten Siedler den Flusstälern folgend in die weitgedehnten Bergwälder des Vogelsberges. Hier fanden sie mehr als genügend Holz und Wild und vor allem den sehr begehrten Eisenstein. Das daraus gewonnene Eisen brauchte man dringend zur Herstellung von Werkzeugen und Waffen. Es hat aber sicher Jahrhunderte gedauert, bis aus den vereinzelten Waldschmieden Siedlungen und Dörfer wurden.
Die Gemarkung Wenings im Tal der Bleiche gehörte schon frühzeitig den Herren von Büdingen, die an diesem Besitz wegen seines hohen Eisenvorkommens großes Interesse hatten. Sie erbauten hier ein festes Haus, das als Vorläufer der mittelalterlichen Burg gilt. Wenings wuchs im Mittelalter zu einem ansehnlichen Dorf heran und wurde aus Sicherheitsgründen mit einem Hain und einem Graben mit bepflanztem Wall umgeben. Daran erinnern noch heute die Gemarkungsnamen »Am Hain«, »Am Wolfhain«, »Bomgraben« u.a.. Der Hain war, nach Berichten aus dieser Zeit »über 100 Schritte breit und so dicht, dass einer nicht durchkriechen konnte«, und es befanden sich bis ins 16. Jahrhundert Wölfe darin.
Im Jahre 1336 gelang es Luther zu Ysenburg und Büdingen (1286 bis 1340), das Stadtrecht für sein Dorf Wenings zu erlangen. Am 29. Mai 1336 besiegelte Kaiser Ludwig der Bayer in Frankfurt die Urkunde, die lautet:
„Wir Ludwig von Gottes Gnaden Römischer Kaiser, zu allen Zeiten Mehrer des Reiches verkünden öffentlich mit diesem Brief, daß wir durch besondere Liebe, die wir haben zu dem edlen Manne Luther von Ysenburg, unserem lieben Getreuen, um seiner Bitte willen, den bescheidenen Leuten in dem Dorf Wenings, unseren lieben Getreuen, die besondere Gnade getan haben und tun auch mit diesem Brief von unserer kaiserlichen Gewalt also, daß alle die, die in dem vorgenannten Dorfe sitzen, alle die Rechte, Freiheit und alte Gewohnheit haben und genießen sollen, die unser und des Reichs Stadt Gelnhausen hat und von alters hergebracht hat. Zu Urkunde geben wir diesen Brief, der versiegelt ist mit unserem kaiserlichen Insiegel, der gegeben ist zu Frankfurt des mittwochs nach der Pfingstwoche, da man zählte von Christus Geburt dreizehnhundert Jahre und in dem sechsunddreißigsten Jahr, in dem zweiundzwanzigsten Jahr unseres Reiches und in dem neunten des Kaisertums"
(29. Mai 1336)
Das Original der Urkunde befindet sich heute im Fürstlich-Isenburgischen Archiv im Schloss Birstein.
Mit dem Stadtrecht wurde das Recht erteilt Befestigungsanlagen zu errichten. Es dauerte über 100 Jahre, bis die Stadt mit Mauern, fünf Türmen und drei mächtigen Torbauten umgeben war. Die befestigte Stadt Wenings wurde in den kriegerischen Zeiten des 14. und 15. Jahrhunderts zu einem wichtigen Schutz und Zufluchtsort für die Bevölkerung der ganzen Umgebung. Wenings zählte zu dieser Zeit schon etwa 400 Einwohner und war Sitz des Landgerichts für die umliegenden kleineren Dörfer Wernings, Floßbach, Merkenfritz (hier befanden sich bis zu sieben Weningser Mühlen), Gelnhaar (zur Hälfte, die andere Hälfte gehörte zur Hanauer Grafschaft) und Bindsachsen (Ortsteil am Lindenberg), dazu die Dörfer des Gerichts Wolferborn (restliches Bindsachsen, Michelau, Rinderbügen, Kefenrod, Hitzkirchen, Helfersdorf und llnhausen).
Wie sehr die Weningser mit ihrer Stadt verbunden waren und ihre Rechte durchzusetzen wussten, wird besonders deutlich in der „Rebellion der Stadt Wenings gegen ihre Landesherrschaft“ von 1596 bis 1603. Als man ihnen die in der Stadtrechtsurkunde verbrieften Rechte aberkennen wollte, gingen sie gegen Graf Wolfgang Ernst I von Ysenburg und Büdingen vor
(„die Weningser, sie huldigen nicht!“). Es kam zu schweren Auseinandersetzungen und zu einem Prozess vor dem Reichskammergericht in Speyer, der mit einem Vergleich und der Wiedereinsetzung der Privilegien im Jahr 1603 endete.
Im 18. Jahrhundert baute Graf Moritz von Isenburg und Birstein sein Schloss »Moritzstein« an der nördlichen Ecke der Stadt über die ganze Länge der heutigen »Amthofstraße«. 1811 verkauften die Herren das zum Teil verfallene Schlossgelände an mehrere Bauernfamilien. Die Bauten wurden abgerissen und an deren Stelle neue Hofreiten errichtet. Der Wappenstein über dem Hauptportal des Schlosses ist noch erhalten und in der Kellermauer des Hauses Böck eingemauert. Ein weiterer Teil, das „Gräfin Ernestinen-Haus“, musste 1955 dem Straßenbau weichen. Erhalten blieb nur das Burgmannenhaus, das man heute kurz den »Moritzstein« nennt.
»Burg Moritzstein«
Bis zum Dreißigjährigen Krieg konnte man sich in Wenings doch eines für die Zeit beachtlichen Wohlstandes erfreuen. Nicht zuletzt füllte auch das Braurecht die Weningser Stadtkasse. Das Brauhaus, im 15. Jahrhundert auf der Südseite der Stadtmauer gebaut, wurde später als Amts und Gerichtshaus, mit einem Gefängnis im Keller, genutzt. Die Steinbänke im Gefängniskeller sollen bis vor einiger Zeit vorhanden gewesen sein. Noch heute sind an den Fenstergesimsen drei verschiedene Steinmetzzeichen von Werkmeistern aus der Bauzeit erhalten.
Wenings hat unter den schlimmen Begleiterscheinungen des Dreißigjährigen Krieg, wie Lieferungen an die Truppen, Einquartierungen, Hunger und Pest, sehr gelitten. Daran konnte auch der Brief des Königs Gustav Adolf von Schweden vom 22. November 1631 nichts ändern, in dem er den „Bewohnern von Wenings und Umgegend besonderen Schutz“ angedeihen ließ. Von den 100 Familien, die vor dem Krieg in Wenings lebten, waren nach dem Friedensschluss 1648 nur noch 29 da. Der zähe Wille der Bevölkerung, Fleiß und Sparsamkeit ermöglichten es, dass die zerstörten Häuser wieder aufgebaut und die Felder in Ordnung gebracht wurden. Es dauerte aber bis Mitte des 19. Jahrhunderts, bis der alte Bevölkerungsstand wieder erreicht wurde.
Bereits 1746 wurde von der Weningser Bevölkerung eine Feuerspritze angeschafft, um den ständigen Bränden besser begegnen zu können. Sie wurde von den Weningsern mit vier bis sechs Pferden bis in weit entfernte Dörfer gebracht (z.B. 1800 nach Hellstein und Völzberg, 1802 nach Wettges). »Stützpunktfeuerwehren« sind also keine Erfindung unserer Tage, sondern wurden bereits schon vor ca. 260 Jahren in unserer Gegend praktiziert.